Bettelhecken. Am 10. Spieltag der Kreisoberliga empfingen
die Westler mit dem SC 07 Schleusingen den amtierenden Kreisligameister, der im
bisherigen Saisonverlauf trotz guter Kritiken allerdings erst einen Dreier
einfahren konnte.
Trotz schwieriger Bedingungen entwickelte sich sofort ein
munteres und spielerisch ordentliches Punktspiel mit vielen Torraumszenen und
sehenswerten Treffern, die beste Werbung für die nächsten Spiele der Germania
machten. Die Schützlinge von Mike Eber gingen mit dem ersten Angriff in
Führung. Über die Stationen Lippmann und Rezai, der von der linken
Angriffsseite in den Strafraum flankte, gelangte Roth trotz zweier Gegenspieler
an den Ball und vollendete mit einem abgefälschten Schuss zur frühen Führung
(5.). Schleusingen riss nun über die Routiniers Fischer und Zetzmann sowie die
beweglichen und körperlich starken Westafrikaner Dampha und Sanyang das Spiel
an sich. und tauchten auch immer wieder
gefährlich vor dem TSV-Gehäuse auf. Doch Dampha scheiterte zweimal aus
verheißungsvoller Position. Anders die Hausherren, die sich heute erfreulich
effektiv präsentierten und innerhalb von neun Minuten das Spiel entschieden.
Zunächst vernaschte Rezai zwei SC-Spieler plus Torwart Maciejczyk, um dann den
Ball an dem inzwischen wieder zurückgeeilten Verteidiger ins Tor zu lupfen –
ein klasse Tor (22.). Das 3:0 folgte fünf Minuten später mit einem schnell
vorgetragenen Angriff über mehrere Stationen, den Rezai gekonnt vollendete. Die
Treffer zeigten Wirkung und nur eine Minute später konnte Roth alleine in
Richtung Strafraum marschieren, und der 18-jährige Hellmuthhäuser wusste sich
nur mit einem Foul zu helfen. Schiedsrichter Linß ließ Gnade vor Recht ergehen
und zeigte nur Gelb. Dieses Fingerspitzengefühl hätte sich der junge Wohlleben
auch im Derby gegen Neuhaus-Schierschnitz gewünscht, als er für eine
vergleichbare Szene nach vier Minuten vom Platz musste. Den fälligen Freistoß
zimmerte der starke Rezai gegen das Lattenkreuz. Plötzlich brannte es vor dem
Gehäuse der Germanen und Sanyang reklamierte einen Foulelfmeter, den es hier
nicht gab, dafür aber wenige Momente später auf der Gegenseite, nachdem der
gute Döbrich regelwidrig vom Ball getrennt wurde. Der 19-jährige Schmidt zeigte
sich nervenstark und vollendete sehenswert.
Bemerkenswert, das sich Schleusingen zu keinem Zeitpunkt
aufgab und weiter richtig guten Fußball zeigte, was zu zahlreichen Chancen auf
beiden Seiten führte. Die Tore fielen jedoch nur für die Hausherren, und so
konnte sich Roth noch zweimal auszeichnen, wobei er beim 5:0 von einer starken
Vorarbeit von Leuthäuser profitierte und beim Abschluss noch Maciejczyk aus spitzem
Winkel tunnelte (49.). Beim 6:0 konnte der SC-Keeper einen Rezai-Schuss nicht festhalten und der
19-Jährige TSV-Stümer staubte ab (64.).
Dazwischen mussten Züllich und Bauer Kopf und Kragen bei einem
Gäste-Konter riskieren. Schleusingen lief unverdrossen an und hätte sich in den
letzten 25 Minuten sicher noch den ein- oder anderen Treffer gegen nun
nachlassende Gastgeber verdient, doch entweder versagten den
Winkler-Schützlingen die Nerven oder der TSV-Torwart verhinderte das Gegentor
mit nahezu unglaublichen Paraden.
In den letzte Minuten kam mit dem 18-jährigen Philipp
Jähnert ein weiteres Eigengewächs zu seinem Männerdebüt.
Fazit: Die Westler halten den SC 07 Schleusingen auf
Distanz und gehen voller Vorfreude in die Spiele gegen die ersten Drei der
Tabelle. Den Anfang macht am kommenden Samstag Landesklassenabsteiger Haina,
die noch unbezwungen sind.
Der Bericht aus Schleusingen:
Ist
das ein Rückschlag?
Wer
das Spiel nicht gesehen hat, mag nicht glauben, dass nach den letzten guten
spielerischen Leistungen diese hohe Niederlage möglich war. Man weiß gar nicht,
was man dazu sagen soll. Kommentare von mehreren Seiten gab es einige:
„Das
kann doch nicht wahr sein." „Wie ist denn das passiert?" „War der Gegner so
stark oder wir zu schwach ? – so die
Schleusinger.
„Die
spielen ja richtig gut, aber nur bis zum Strafraum." „Selbst schuld, wenn man
das Tor nicht trifft." „So schaffen die nicht mal das Ehrentor." „Sechs
Schüsse, sechs Tore." – so wunderten sich einheimische Fans am Spielfeldrand.
„Ja,
ja, es gibt solche Tage, an denen dem Einen alles, dem Anderen nichts gelingt.
Macht Euch nichts draus." – so ein Neutraler.
Am
meisten wunderten sich wohl die Sonneberger Spieler selbst, wie sie innerhalb
von 30 Minuten quasi im Spaziergang, jedes Mal aus dem Nichts viermal bei
zumeist Schleusinger Feldüberlegenheit zuschlagen konnten, und das gegen eine
Abwehr, die noch zu Kreisliga-Zeiten ein sicheres Bollwerk war und z.B. in Milz
nichts zuließ. War es wirklich (nur) ein Glückstag für die Westler? Auch bei
den Treffern nach Wiederbeginn hatte man den Eindruck, dass die Unseren mehr
nur Begleitschutz darstellten, so z.B. beim zweiten, fünften und sechsten Tor,
als sich die beweglichen Torschützen ziemlich ungehindert „durchmauschelten",
und ansonsten „in Schönheit starben."
Unverständlich
dabei, dass der SC – auch mit veränderter Abwehrformation (warum eigentlich ?)
– doch Feldvorteile hatte, eigentlich
gefällig kombinierte und wie immer im gesamten Spiel zahlreiche Chancen, immer
wieder inszeniert von Fischer und Zetzmann, hatte, aber dann in der
torgefährlichen Zone jämmerlich versagte. Schon in der 6. Minute war Dampha
nach Fischers Langpass freigespielt, brachte den Ball aber nicht unter
Kontrolle. Derselbe hatte dann zweimal tolle Ausgleichsmöglichkeiten. Später
„versemmelte" Sanyang, was nicht nur die Fans erboste, mutterseelenallein vor
Torwart Bauer, der mehrmals katzengewandt klärte.
Während
besonders Dampha auch in der 2. Halbzeit dreimal vergab (warum in jedem Spiel
?) und auch eine Dreifach-Chance von Sauer und S. Hanf nichts erbrachte, trafen
die Westler noch zweimal wie sie wollten. Es war unfassbar!! Nicht einmal das
Ehrentor fiel.
Ja,
man kann es auch so ausdrücken: Wenn man schon hinten mit den 6 Schüssen (s.o.)
des Gegners nicht klarkommt, so sollte man doch vorne seinerseits wie der
Kontrahent zuschlagen. So gesehen, hätte das Spiel theoretisch auch 6:6
ausgehen können.
Irgendwie
treffen alle obigen Meinungen, jede für sich, zu: Die Mannschaft war im Spiel
nach vorne dabei, aber einzelne Akteure versagten vor dem gegnerischen Tor, und
hinten fielen die Tore. Das ist widersprüchlich sowohl im Spiel als auch
zwischen den bisherigen Spielen, zumal, wenn man bedenkt, dass die zuvor klar
beherrschten Milzer in Sachsenbrunn (!) zu drei Toren kamen und nur knapp
unterlagen. Das erfordert Ursachenforschung, nicht von uns Außenstehenden,
sondern zuerst durch die Mannschaft allein, dann mit Trainer und
Abteilungsleitung. Aber eines darf man vielleicht fordern: verstärkt ein
gezieltes Torschuss-Sondertraining.
Als
Nahziel muss das jeweils nächste Spiel mit trainierter Chancenverwertung
bleiben, als Fernziel der Klassenerhalt. Dafür muss die gesamte Mannschaft und
jeder Einzelne alles geben. Wir haben lange dafür, auch für unseren Nachwuchs,
gekämpft.
So
ist zu konstatieren: Dieses ernüchternde Ergebnis war nicht vorauszusehen und
völlig unnötig gegen einen Gegner, der im Normalfall durchaus schlagbar war.
Ein andauernder Rückschlag darf das also nicht gewesen sein! Wir bleiben
dennoch optimistisch, denn Misserfolge sind zumeist weniger am Abwehr- und
Spielverhalten als viel mehr an der katastrophalen Torquote festzumachen.
(LeoM)
Quelle:
http://www.sportclub07.de vom
12.10.2017
|