Ost-Derby
in der Allianz Frauen-Bundesliga: Jena unterliegt zu Hause Potsdam
Zwei Treffer der „Torbienen" in der
ersten Halbzeit – FF USV beweist trotz halber Stunde in Unterzahl Moral gegen
den Titelanwärter
Erste Halbzeit: „Torbienen" treffen
Es
war am 18. Spieltag der Saison das insgesamt 18. Duell der beiden ostdeutschen
Vertreter in Deutschlands Elite-Spielklasse. Und schon vom Anstoß weg war am
Samstag (29.04.2017) auf dem Rasen des Ernst-Abbe-Sportfelds deutlich, wie die
Tabellenverhältnisse diese Saison in der Allianz Frauen-Bundesliga sind: Der
Tabellenzweite aus Potsdam erwischte gegen die gastgebenden Jenaerinnen auf
Rang neun den eindeutig besseren Start.
Schon
nach knapp zwei Minuten musste Justien Odeurs den Ball aus dem Netz holen. Die
belgische Nationaltorhüterin stand wie bereits in der Vorwoche, beim
3:0-Auswärtserfolg der Thüringerinnen in Mönchengladbach, für den FF USV
zwischen den Pfosten. Kathrin Längert saß nach ihrer Schulterverletzung
zumindest wieder auf der Bank; als Back-Up wurde zudem noch Julia Gornowitz auf
Seiten Jenas aufgeboten.Dieser
erste Schuss der „Torbienen" ins Tor der Blau-Weißen blieb jedoch folgenlos: Abgepfiffen
von Referee Christina Biehl, da nicht regelkonform wegen Abseits.Die
Gäste legten jedoch sofort nach und dieses Mal war es die genannte Odeurs, die
gegen Tabea Kemme im Eins-gegen-Eins Siegerin blieb und so verhinderte, dass
das Spielgerät regulär den Weg ins Tor fand (3.).
Der
FF USV wurde allerdings ebenfalls seinem Ruf gerecht, gerne die „Großen" zu
ärgern und so hielten die Hausherrinnen gegen die Titelanwärterinnen durch
konzentrierte Arbeit gegen den Ball das torlose Remis. „Wir hatten defensiv
eine gute Struktur", war entsprechend Jenas Verantwortliche Katja Greulich mit
dem Dargebotenen ihrer Elf in der ersten Halbzeit nicht unzufrieden und führte
fort: „Trotz des hohen Tempos gegen uns haben wir es mit Lucie Vonkova im
Gegenzug vorne aber geschafft, auch selbst Nadelstiche zu setzen."Spätestens
bei der präsenten Turbine-Torfrau Lisa Schmitz war jedoch für Vonkova und ihre
Mitspielerinnen bei Torversuchen Schluss.
Nach
einer halben Stunde auf der Stadionuhr passte sich dann allerdings auch der
Spielstand doch auch dem Tabellenstand und zugunsten des sechsfachen
gesamtdeutschen Meisters an: Potsdams Eseosa Aigbogun drang rechts in den
Strafraum ein und überwand mit resolutem Körpereinsatz Außenverteidigerin
Claudia van den Heiligenberg; Aigboguns Vorlage konnte am hinteren Pfosten
Felicitas Rauch zum 0:1-Rückstand aus Jenaer Sicht verwerten (32.).Kurz
vor der Halbzeit war die Torschützin im Halbfeld noch einmal allen Blau-Weißen
entlaufen. „Da lassen wir uns bravourös auskontern", der Kommentar Greulichs zu
dieser Szene. Und nachdem Rauch den von ihr angenommenen langen Ball an
Mitspielerin Svenja Huth an der Jenaer Sechzehner-Kante ablegt, ist das
Resultat aus dieser Situation: Huth baute mit ihrem geschickten Heber über die
machtlose Odeurs hinweg die Gästeführung auf 2:0 Tore aus, gleichbedeutend mit
dem Halbzeitstand (42.).
Zweite Halbzeit: Jena zeigt in
Unterzahl Moral
Mit
zunächst Elan kehrten beide Mannschaften aus der Kabine zurück: Shannon Woeller
musste im letzten Moment im eigenen Fünfer gegen die schussbereite
Gegenspielerin eingrätschen (53.) – nur eine von mehreren Szenen in einem
intensiv geführten Derby.
Lina
Hausicke wurde in der Folge nach erneutem Foulspiel – nur knapp zehn Minuten
nach ihrer ersten Verwarnung (52.) – mit der „Ampelkarte" des Feldes verwiesen
(63.). Zusätzlich zum Rückstand musste der FF USV so für die verbleibende halbe
Stunde zu zehnt agieren. Zudem
sahen sich Katja Greulich und ihr Assistent Steffen Beck an der Seitenlinie zu
einem kurzfristigen Umdisponieren gezwungen. Direkt davor wechselten sie
offensiv – Ivana Rudelic für Marie-Luise Herrmann (62.) –, nun mussten sie hinten
nachjustieren: Defensivfrau Jana Sedlackova ersetzte Stürmerin Amber Hearn
(69.).
Die
Jenaerinnen zeigten sich damit in Unterzahl weiterhin kompakt und mit Moral,
was auch Greulich auf der Pressekonferenz nach dem Spiel, attestierte. Matthias
Rudolphs Gästeelf spielte routiniert und mit einer spürbaren Sicherheit, die
ihr der Zwei-Tore-Vorsprung gab. In der Summe wurde dabei auf beiden Seiten der
Zug zum Tor weniger und das Tempo der Begegnung flachte ab. So
war denn auch in dieser Phase die meiste Dynamik mehr auf den Rängen anstatt
auf dem Rasen zu finden: Mit zwischen beiden Fanblöcken hin- und herwechselnden
„Jena-Potsdam"-Gesängen feierten die Anhänger beider Vereine ihre langjährige
Fanfreundschaft auf der Haupttribüne und sorgten für den stimmungsvollen und
lautstarken Rahmen des Ost-Derbys.Dass
dieses nicht noch höher zugunsten der Gäste ausfiel, verpassten Letztere in den
Schlussminuten der Partie noch zweimal selbst: Jennifer Cramer und Elise
Kellond-Knight zogen beide jeweils den Ball über Odeurs‘ Tor (89. und 90.).
Fazit und Neuigkeiten des
Derby-Samstags: Auf wie neben dem Platz
Mit
diesem schlussendlichen 0:2-Ergebnis aus Jenaer Sicht bleibt auch nach der
zweiten Saisonniederlage gegen den 1. FFC Turbine der diesjährige Titel
„Ost-Derby-Sieger" in Potsdam. Wichtiger als die inoffizielle Ost-Meisterschaft
im deutschen Frauenfußball war Gästecoach Rudolph nach der Partie aber, dass
seine Turbine mit diesem Tagesergebnis weiter im Titelrennen um die ganz
offizielle Meisterschale bleibt.„Es
ist kein Debakel, gegen Potsdam mit 2:0 zu verlieren. Und es ist kein Debakel
gegen den Tabellenzweiten 2:0 zu verlieren," schätzte indes Greulich das
Resultat ein. Denn die Zielvorstellung – Zitat Greulich „Wir wissen, dass wir
noch weiter punkten müssen" – bleibt an der Saale nach wie vor wie gehabt.Wohlwissend
darum, dass das Restprogramm nur noch mehr Hochkaräter bereithält: Essen am
kommenden Sonntag, den 07. Mai 2017 (Anstoß 14:00 Uhr), Freiburg sowie zum
Abschluss die beiden diesjährigen Pokalfinalisten Sand und Wolfsburg. Aber, so
die Cheftrainerin: „Wir wollen weiter unabhängig von den anderen Mannschaften
unten in der Tabelle bleiben".
Unterdessen
konnte der Verein anlässlich des Spieltags eine Neuigkeit außerhalb dieses rein
sportlichen Ausblicks auf die kommenden Wochen mitteilen: Der Deutsche
Fußball-Bund (DFB) hat den Jenaerinnen die Lizenz mit Auflagen für die kommende
Allianz Frauen-Bundesliga-Saison 2017/18 erteilt.Die
Auflagen aus dem Zulassungsverfahren erläuterte FF-USV-Geschäftsführer Jens Roß
am Samstagnachmittag: „Wir müssen bis zweiten Juni noch eine Liquiditätsreserve
nachweisen. Deren Höhe werden wir aber aller Voraussicht nach fristgerecht mit
unseren Partnern gemeinsam als Aufgabe erledigen können."
Mit
diesem erfolgversprechenden Zwischenergebnis – neben dem Platz – in Hinblick
auf die aktuelle Lizenzvergabe-Runde kann so der große FF-USV-Anhang, können
die Förderer, Fans und Unterstützer – auch trotz des Spielresultats aus dem
verlorenen Ost-Derby auf dem Platz – sicherlich zufrieden in ein langes
Erste-Mai-Wochenende gehen.
Die Statistik zum Spiel :
Torfolge : 0:1 Felicitas Rauch (32.) 0:2 Svebja Huth (42.)
FF USV Jena : Odeurs - J. Arnold (MK), Woeller, Heinze, van den Heiligenberg - Utes, Herrmann (62. Rudelic), Jacomé Silva, Hausicke (63. GRK) - Vonková, Hearn (69. Sedlacková)
1. FFC Turbine Potsdam : Schmitz - B. Schmidt, Wesely, Siems, Elsig - Kemme (76. Prasnikar), Wälti, Zadrazil (75. Kellond-Knight), Rauch - Aigbogun (70. Cramer), Huth
Zuschauer : 813
Schiedsrichterin : Christiane Biehl (Siesbach)
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