Cheftrainerin
Katja Greulich warnte vor der Partie eindringlich davor, den bisherigen
Saisonverlauf der Gladbacherinnen auf dem Papier (1 Sieg, 15 Niederlagen) mit
dem tatsächlichen Potenzial der Fohlen auf dem Platz zu vermengen. Greulichs
Gegenüber an der Seitenlinie, Gladbach-Coach René Krienen, sagte in der
Mönchengladbacher Spieltagvorschau: „Wenn wir noch eine realistische Chance auf
den Klassenverbleib haben wollen, dann müssen wir das Spiel gewinnen."
Für
entsprechende Brisanz war also vor der Begegnung auf beiden Seiten gesorgt.
Nach dem Anpfiff im Grenzlandstadion war dies auch den Akteurinnen auf dem
Rasen anzumerken. Beide Teams begannen nervös, die blau-weißen Gäste fanden
jedoch über viel Ballbesitz und erste Torversuche – so zum Beispiel durch Julia
Arnold per Freistoß (4. Spielminute) – zu einem frühen Feldvorteil im
Grenzlandstadion.
Im
FF-USV-Tor stand Justien Odeurs. Die 19-jährige kehrte erst vor knapp zwei
Wochen nach ihrer OP-Reha ins Mannschaftstraining voll zurück; gegen Gladbach
kam sie gleich zum Einsatz, weil Kathrin Längert wegen Schulterproblemen passen
musste. Nahezu die ähnliche Situation im Übrigen auf der Gegenseite: Auch bei
Mönchengladbach wurde die bisherige Stammtorfrau Christina Bellinghoven wegen einer
Schulterverletzung von Michelle Wassenhoven vertreten.
Letztere
musste nach sieben Minuten auf der Uhr auch zum ersten Mal hinter sich greifen.
Einen abgeblockten Torschuss Lucie Vonkovas nahm Selbige direkt wieder auf und
legte im Sechzehner auf Sturmpartnerin Amber Hearn quer und die zog ab hinein
ins linke Eck: ein Auftakt nach Maß mit zusätzlichem Grund zum Feiern –
schließlich war es Hearns 50. Pflichtspieltreffer für die Blau-Weißen.
Jena
legte sofort nach, ein Kopfball infolge einer Ecke wurde erst auf der Linie
geklärt (12.). Auf der Gegenseite kam dann auch Odeurs in den Mittelpunkt: Erst
boxte sie einen Distanzschuss noch an die Latte, der nächste Gladbach-Versuch
traf den Innenpfosten ihres Gehäuses (14.).
In der darauffolgenden brenzligen Situation musste sie mit all ihrem
Können das Spielgerät erneut von der Linie kratzen – ob der Ball diese dabei
schon überschritten hatte, war eine durchaus berechtigte Frage, die sich aber im
Nachhinein nicht oder nur schwer klären lässt. Als Abschluss dieser furiosen
zehn Spielminuten gab es obendrein noch eine ähnliche Situation wie bei der
Jenaer Führung, doch dieses Mal zog Vonkovas Hereingabe an der Adressatin Hearn
vorbei (22.).
Nur
kurz darauf holte Pauline Dallmann FF-USV-Mittelfeldspielerin Marie-Luise
Herrmann in der Borussen-Box ungestüm von den Beinen und Referee Katrin Heimann
zeigte folgrerichtig auf den Punkt. Die junge, erst 16-jährige Wassenhoven im
Tor der Hausherrinnen tauchte nach links ab und parierte den Strafstoß Vonkovas
(30.) – weiter nur eine knappe Führung. „Symptomatisch für uns, dass wir es in
dieser Situation verpassen den Elfmeter zu verwandeln", befand Greulich nach
der Partie.
„Wir
haben in der Halbzeit klare Worte gefunden", so die Cheftrainerin weiter, „und
waren dann auch in der zweiten Halbzeit präsenter." Gladbach-Trainer Krienen
fasste seine Pausenansprache mit „Wir haben uns viel vorgenommen für die zweite
Hälfte" zusammen. Er musste aber auch konstatieren: „Das hat aber nicht
geklappt." Denn der FF USV nutzte die – so Krienen – „Gastgeschenke", die seine
Elf durch eigene Unordnung, Fehlpässe und individuelle Fehler an Jena verschenkt
habe.
Nach
Versuchen durch Vonkova (60.) und Herrmann (63.) war es die aufgerückte Susann
Utes, die nach einem gegnerischen Ballverlust die Gästeführung ausbauen konnte:
Ihr Schuss aus circa dreißig Metern landete unhaltbar im rechten oberen
Torwinkel (66.).
Julia
Arnold setzte geschickt gegen ihre Gegenspielerin nach und erorberte den Ball
im Halbfeld der Hausherrinnen; das anschließende Solo in Richtung Gladbach-Tor
konnte sie eine Viertelstunde vor Schluss erfolgreich abschließen – zum
3:0-Endstand und dem bis dato höchsten Saisonsieg der Universitätsstädterinnen (76.).
Damit
war für Greulich das enorm wichtige Tagesziel zementiert: „Es war ein wichtiges
Spiel, ein wichtiger Sieg, weil wir uns im Abstiegskampf unabhängig machen
wollten von den anderen Teams." Auf der anschließenden Pressekonferenz
verabschiedete sich – nach dieser Niederlage gegen den Konkurrenten Jena – der
Gastgeber-Trainer Krienen stellvertretend für seine Fohlen gefasst aber
sichtlich frustriert aus der Ersten Liga. Er versprach aber zugleich schon für
die neue Spielzeit „einen neuen Angriff von uns von der Zweiten Liga aus".
Währenddessen
verabschiedeten sich nebenan auf dem Rasen des Grenzlandstadions die Spielerinnen
des FF USV in einer kollektiven Jubeltraube von den mitgreisten Fans mit einem
lautstarken und sichtlich befreienden „Auswärtssieg!".
Fast auf
den Tag genau nach einem Jahr gewinnt der FF USV somit wieder ein Allianz
Frauen-Bundesliga-Spiel mit 3:0 Toren: Am 24. April 2016 besiegten die
Jenaerinnen den Ost-Rivalen aus Potsdam. Nächsten Samstag, am 29. April 2017
(Anstoß 14:00 Uhr), folgt das nächste Ligaspiel. Dann der Gegner im
Ernst-Abbe-Sportfeld – genau passend dazu – eben der 1. FFC Turbine.
Die Statistik zum Spiel :
Torfolge : 0:1 Amber Hearn (7.) ------------------------------------- 0:2 Susann Utes (66.) 0:3 Julia Arnold (76.)
VfL Borussia Mönchengladbach : Wassenhoven - P. Dallmann, Kufner (66. Bogenschütz), Koj, Starmanns - J. Dallmann, Birbaum (46. Gier), B. Müller (60. Corres) - Simons, Lohmann, Cameron
FF USV Jena : Odeurs - J. Arnold (MK / 80. Seiler), Woeller, Heinze, van den Heiligenberg - Utes, Herrmann (66. Rudelic), Jacomé Silva, Hausicke - Vonková (85. José Ramos Luis), Hearn
Zuschauer : 221
Schiedsrichterin : Kathrin Heimann (Gladbeck)
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