Jena und Wolfsburg trennen sich nach einer
ereignisreichen Nachholpartie mit 1:2 (0:0).
„Es war das erwartet schwere Spiel", resümierte
Wolfsburg-Trainer Ralf Kellermann mit spürbarer Erleichterung nach der Partie.
Die Rollen im Nachholspiel des elften Spieltags Jena gegen Wolfsburg waren zwar
klar verteilt – die Universitätsstädterinnen auf Rang zehn erwarteten die klar
favorisierten Pokalsiegerinnen aus Wolfsburg –, doch die 563 Zuschauerinnen und
Zuschauer im Ernst-Abbe-Sportfeld sollte ein überraschender Nachmittag
bevorstehen.
In der Anfangsphase war von der besagten
Rollenverteilung nämlich nur wenig auf dem Platz zu spüren: Wolfsburg hatte
leichte Feldvorteile, weil die blau-weißen Gastgeberinnen jedoch in der
Defensive kompakt standen, war den Wölfinnen aber klar anzusehen, dass sie auf
der Suche nach einem probaten Angriffsstil noch nicht fündig wurden.
Mit zunehmender Dauer in Halbzeit eins versuchten die
Wolfsburgerinnen mehr und mehr das Spiel in die Hand zu nehmen. Wolfsburgs
Winter-Neuzugang Pernille Harder marschierte in der 25. Spielminute mit dem
Ball am Fuß weit bis in den Jenaer Strafraum; die neuformierte
Innenverteidigung mit Susann Utes und Debütantin Shannon Woeller entschärfte
allerdings die Situation kurz vor dem Kasten Katrin Längerts. Wenige Minuten
später musste Längert selbst eingreifen: Alexandra Popps Distanzschuss lenkte
sie noch um den Pfosten (34.). Mit der ersten Überraschung des Tages – einem
respektablen 0:0-Remis nach 45 Minuten – ging es in die Pause.
Nach dieser folgte aber sogleich die nächste. „Damit
hat niemand gerechnet", beschrieb Cheftrainerin Katja Greulich die Szene zwei
Minuten nach Wiederanpfiff. Denn ihre Elf ging dank Lucie Vonkova mit dem
ersten aussichtsreichen Torschuss sofort in Front (47.). Ihr Gegenüber an der Seitenlinie Kellermann merkte an,
dass Wolfsburg „einen enormen Druck hatte, die drei Punkte hier in Jena
mitzunehmen", entsprechend erhöhte dessen Elf nach dem Rückstand rasch seine
Offensivbemühungen. Und Jena verteidigte weiter. Nach zwei Dritteln auf der
Stadionuhr sorgte dann VfL-Verteidigerin Nilla Fischer für die – aus Jenaer
Sicht weniger gute – nächste Überraschung: Infolge zweier Flanken aus
Standardsituationen egalisierte Fischer mit ihrem ersten Kopfball zuerst die
FF-USV-Führung (61.), mit ihrem zweiten drehte sie nur vier Minuten darauf die
Begegnung – 1:2 für den VfL (65.).
Vor allem Pernille Harder war es dann, die in der
Folge noch mit weiteren Soloversuchen sowie einem Pfostenschuss (79.) scheiterte
für die Gäste zu erhöhen. Für Jena war beispielsweise Lucie Vonkova noch knapp
davor weitere Torchancen in Zählbares umzumünzen. In der Schlussminute sorgte so
ein für sie gedachter langer Ball noch zum Aufreger im Rund des Sportfelds. Weil
nicht eindeutig war, ob Fischer im direkten Duell gegen die tschechische
Nationalspielerin regelwidrig mit dem Arm klärte oder nicht. Bereits im
Spielverlauf zuvor gab es schon Diskussionen, ob in einer in der Tat schwer zu
überblickenden Situation Wolfsburg-Schlussfrau Almuth Schult außerhalb ihres
Strafraums mit der Hand am Spielgerät gewesen war.
Doch diese Aufregung wich mit dem Abpfiff sofort in
einen zuversichtlichen Blick nach vorn, in die am kommenden Sonntag
(19.02.2017, Anstoß 14:00 Uhr) beginnende Rückrunde.
„Es haben schon die letzten Jahre immer wieder
gezeigt: Für jeden Sieg in der Bundesliga muss man sehr hart arbeiten, das hat
man auch heute wieder gesehen. Als Fazit sind wir sehr zufrieden", so
Gästetrainer Kellermann, der sich „über einen am Ende verdienten Sieg" seiner
Elf freuen konnte.
Katja Greulich schlug sogleich die Brücke vom
Heimspiel heute zu dem nächste Woche gegen Bayer 04 Leverkusen. Aktuell haben
die zehntplatzierte Paradies-Elf und die „Werkselfen" beide sechs Punkte und
nun je sieben Treffer auf der Habenseite – vom Abstiegsplatz, den Leverkusen als Hypothek mit ins Jenaer
Paradies mitbringen wird, trennen den FF USV lediglich zwei Gegentreffer
weniger. „Wir
wollten das Spiel heute nutzen um optimal ins nächste zu gehen, das ist uns
gelungen. Und wir haben das ganze Stadion von uns überzeugt", sagte Greulich
und attestierte ihren Frauen lobend „eine kämpferische Einheitsleistung. Wir
nehmen den Schwung mit um die wichtigen Punkte gegen Leverkusen zu holen".
Nicht nur für Greulich, sondern auch für die Fans und Medien im Stadion stand
schon heute fest: Der Rückrunden-Auftakt gegen Leverkusen am Sonntag wird
„definitiv ein Sechs-Punkte-Spiel". Dann mit einem hoffentlich – am Ende auch
für Jena im Guten überraschenden – Spielausgang.
Die Statistik zum Spiel :
Torfolge : 1:0 Lucie Vónkóvá (47.) 1:1 Nilla Fischer (61.) 1:2 Nilla Fischer (65.)
FF USV Jena : Längert - J. Arnold (MK), Heinze (83. Herrmann),
Wöller, van den Heiligenberg - Utes, Jacome Silva, Hausicke, Rudelic
(75. Seiler) - Hearn, Vónkóvá
VfL Wolfsburg : Schult - Fischer (MK), Peter, Harder - Bussaglia, Jakabfi (31. Pajor), Kerschowski, Dickenmann - Popp, Wullaert (87. Blässe), Mittag (77. Gunnarsdottir)
Zuschauer : 536
Schiedsrichterin : Katrin Rafalski (Bad Zwesten)
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