Das Spiel in Potsdam ist das erste nach der kurzen Ära von Cheftrainer
Christian Franz-Pohlmann. Erst zu Saisonbeginn war der Münsterländer von
Gütersloh an die Saale gewechselt. Am Donnerstag trennte sich der FF
USV Jena jedoch bereits von dem 36-Jährigen. Seitdem leitet der
bisherige Co-Trainer Steffen Beck die Übungseinheiten im Paradies. In
Babelsberg gab der Berliner im Spiel gegen Turbine Potsdam schließlich
sein Debut als Hauptverantwortlicher an der Seitenlinie.
Und das endete nach verregneten 90 Spielminuten im
Karl-Liebknecht-Stadion mit einer Niederlagen. Trotz einer engagierten
und kämpferischen Leistung gegen die Tabellenführerinnen aus Brandenburg
macht am Ende ein einziges Tor den Unterschied: Turbine 1 – Jena 0
Die entscheidende Szene beginnt in der 46. Spielminute. Jena ist in der
Vorwärtsbewegung; Passspiel: Susann Utes auf Dolores Da Silva auf Rachel
Melhado. Die Kanadierin schlägt eine Flanke von rechts in den Potsdamer
Strafraum. Dort lauern mit Marie-Luise Herrmann und Amber Hearn zwar
zwei Jenaerinnen. Doch die Turbinen klären die Situation und schalten
ihrerseits rasch vom Verteidigungs- in den Angriffsmodus um: Elise
Kellond-Knight legt den Ball auf die rechte Außenbahn und Eseosa
Aigbogun, die das Spielgerät wiederum direkt in den Lauf der flinken
Angreiferin Svenja Huth legen möchte – zunächst aber ohne Erfolg:
FF-USV-Verteidigerin Jana Sedlackova fängt den Ball unweit der
Seitenauslinie ab, dreht sich einmal um die eigene Achse, dribbelt dann
jedoch wenige Meter in Richtung des eigenen Tores und wird dabei von
Svenja Huth überrascht und überrannt. Die erobert das Spielgerät,
marschiert unbedrängt in den Jenaer Strafraum ein und legt den Ball aus
spitzem Winkel an Kathrin Längert vorbei ins lange Eck.
Von Beginn an sind die Gäste aus Jena meist in der Defensive. Die erste
echte Tormöglichkeit hat Turbine in der neunten Spielminute, als Svenja
Huth einen Kopfball nach Flanke von Eseosa Aigbogun auf dem Tornetz
ablegt. Insgesamt ist es ein arbeitsreicher Tag für die Jenaer
Abwehrreihe: zunächst hindert Claudia van den Heiligenberg die
Österreicherin Sarah Zadrazil daran, einen von Svenja Huth im Strafraum
quergelegten Ball in das leere Jenaer Tor einzuschieben. Danach läuft
Rachel Melhado mit schnellen und großen Schritten Laura Lindner in die
Parade, die ansonsten nach Zuspiel von Huth frei vor Längert gestanden
hätte. Gegen Ende der Halbzeit landet ein Torschuss von Zadrazil aus
kurzes Distanz am Jenaer Außennetz. Pause.
Nach dem Potsdamer Tor versteckten sich die Jenaerinnen nicht in der
eigenen Hälfte, sondern sorgen in der Offensive für Aufsehen: Dolores Da
Silva passt zu Susann Utes, die aus zentraler Position und rund 20
Metern den Ball auf das Tor drischt. In höchster Not hält die
Potsdamerin Kellond-Knight den Fuß dazwischen und verfälscht die
Flugbahn des Spielgerätes, das danach auf das Tornetz tropft. Im
direkten Gegenzug bewahrt Kathrin Längert ihre Mannschaft vor dem
zweiten Gegentor: Nach einer Hereingabe von Potsdam in den Jenaer
Strafraum, lenkt Rachel Melhado denn Ball aus dem Kopfballgetümmel mit
dem Hinterkopf gefährlich auf das eigene Gehäuse. Mit einer Glanzparade
lenkt die Torhüterin den Ball ins Toraus. Ebenso ist kurz vor dem
Spielende ein Torschuss von Lidija Kulis, sichere Beute für die Jenaer
Schlussfrau. Dann ist Schluss in Babelsberg.
„Wir wollten insgesamt ein bisschen mehr nach vorne spielen, wollten
mutiger sein", sagt Interimstrainer Steffen Beck. Über die gesamte
Spielzeit habe sich seine Mannschaft zu viele Fehlpässe in der
Vorwärtsbewegung geleistet, weshalb die Niederlage gegen den Liga-Primus
unter dem Strich auch gerechtfertigt sei. Bitter sei sie aber insofern,
da das Tor erneut aus einem individuellen Fehler resultierte. „Das
zieht sich bisher wie ein roter Faden durch die Saison", konstatierte
Beck.
Abhaken. Der FF USV Jena richtet den Blick nach vorn. Anders als
Turbine, die nach einer englischen Woche zunächst in eine fast
einmonatige Bundesligapause gehen, treffen die Thüringerinnen am
kommenden Samstag auf die SG Essen. „Und darauf freuen wir uns", betonte
Beck. Immerhin kommt mit den Frauen aus dem Essener Stadtteil Schönbeck
auch Jenas ehemaliger Cheftrainer Daniel Kraus zurück ins Paradies.
Die Statistik zum Spiel :
Tor : 1:0 Svenja Huth (47.)
1. FFC Turbine Potsdam : Schmitz - B. Schmidt, Elsig, Meister, Draws - Wälti (MK), Kellond-Knight, Zadrazil (60. Gasper), Lindner (60. Rauch) - Aigbogun (89. Kulis), Huth
FF USV Jena : Längert - Melhado, Seiler (69. Rudelic), Sedlácková, Tellenbröker - Utes, Herrmann (81. José Ramos Luis), J. Arnold (MK), Jacome Silva - Hearn, van den Heiligenberg
Zuschauer : 1.537
Schiedsrichterin : Mirka Derlin (Bad Schwartau)
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