Der FF USV Jena unterliegt im Heimdebüt dem amtierenden Deutschen
Meister. Ehe am Samstagnachmittag auf dem Rasen des Jenaer
Ernst-Abbe-Sportfelds zum ersten Mal in der Allianz Frauen-Bundesliga-Saison
2016/17 der Ball rollte, verabschiedete der Verein seinen bisherigen Vorstand:
Der Frauenfußball USV Jena e.V. bedankte sich anlässlich des Heimspiels bei
seinem bisherigen Präsidenten Falk Buchmann, der das Amt im August an seiner
Nachfolgerin, Prof. Dr. Heike Kraußlach übergab. Großen Applaus gab es
ebenfalls für die beiden ausgeschiedenen Vorstände Arnd Vogel und Prof. Dr.
Werner Riebel.
Dann stand mit dem Anstoßpfiff der Unparteiischen Christine
Baitinger das Spielgeschehen im Mittelpunkt. Und dessen Ausgang war lange Zeit
offen. Zwar hatten die hochfavorisierten Gäste aus der bayrischen
Landeshauptstadt mehr Spielanteile und auch mehrere Chancen, ein Tor zu
erzielen. Doch wirklich hochkarätige Möglichkeiten ließ die spielstarke und
bissige Jenaer Hintermannschaft nicht zu. Zudem bewies sich Jenas Torfrau
Justien Odeurs als souveräner und sicherer Rückhalt – unter anderem durch zwei
Glanzparaden in Minute 37. Die belgische Nationaltorhüterin war erst kurz vor
Anpfiff der Partie in die Startelf aufgerückt, da sich die eigentlich gesetzte
Kathrin Längert beim Aufwärmen verletzt hatte – und das ausgerechnet gegen
ihren früheren Verein, bei dem sie vor genau fünf Jahren in und gegen Jena
erstmals zwischen den Pfosten gestanden hatte. Außerdem fehlte Neuzugang
Patricia Hanebeck verletzungsbedingt. An ihrer Stelle stand Nachwuchs-Mittelfeldspielerin
Annika Graser in der Startformation. Sie gab damit eine Woche nach ihrem
siebzehnten Geburtstag ihr Startelfdebüt im Frauenfußball-Oberhaus.
Die
Münchenerinnen, die mit gleich drei Olympiasiegerinnen in der Startformation
aufliefen, näherten sich dem Jenaer Tor erstmals nach sieben Minuten durch
einen Freistoß an. Ab Mitte der ersten Halbzeit erhöhten die Bayern stetig den
Druck – und bissen sich an der Jenaer Viererkette, um die starke Abwehrchefin
Jana Sedlackova, die Zähne aus. Oder eben an Odeurs im Tor.
Auch in der zweiten Halbzeit blieb das bisherige Bild bestehen: hohes Tempo trotz hoher Temperaturen, stürmische Bayern, Jenaer Bollwerk. Die Hausherinnen konnten allerdings auch einige Akzente nach vorne setzen, spätestens bei der
routinierten und stets präsenten Gästetorfrau Korpela war jedoch Schluss.
Die neunundsechzigste Minute verlief zunächst unspektakulär:
Der FF USV begann tief in der eigenen Hälfte mit dem Spielaufbau. Doch kurz vor
der Mittellinie ging der Ball verloren – ausgerechnet an Bayerns pfeilschnelle Vivianne
Miedema, die sodann ungehindert auf das Jenaer Tor zurannte. Odeurs drängt die
Angreiferin unbeeindruckt nach links in Richtung der Grundlinie ab. In diesem
Augenblick bewies die junge niederländische Nationalstürmerin jedoch ihre
internationale Klasse; auf eine rasche Drehung folgte, unhaltbar für die Jenaer
Schlussfrau, ein Lupfer ins Eck. Tor für Bayern.
Es dauerte wenige Minute, ehe sich die Jenaer auf und neben
dem Rasen von dem Rückschlag erholten. Die nachfolgende Chancen für die Heimelf
blieben ohne Erfolg: Zuerst kämpfte sich die eingewechselte Annalena Rieke bis
an den Strafraum (74.) heran, übersah jedoch die auf der rechten Seite
freistehende Lucie Vonkova; danach scheiterte Dolores da Silva vor dem
FCB-Gehäuse (85.). Vor dem gegenüberligenden Tor scheiterten die Münchenerinnen noch zweimal
knapp: Nora Holstad Berge (86.) und Melanie Behringer (90.) trafen bei den
letzten bayerischen Angriffen den Pfosten.
Abpfiff. Nach drei Minuten Extrazeit beendete
Schiedsrichterin Christine Baitinger die Hitzeschlacht im Ernst-Abbe-Sportfeld.
Christian
Franz-Pohlmann, Cheftrainer des FF USV, zog nach dem nur knapp verlorenen Spiel
ein durchaus positives Fazit: „Ich bin sehr stolz auf diese Mannschaft. Wir
haben gegen einen wahnsinnig starken Gegner leidenschaftlich verteidigt", sagte
er. Für rund siebzig Minuten habe seine Mannschaft dabei einen ordentlichen und
sehr geordneten Job gemacht. Das dann folgende Gegentor sei „sehr schmerzhaft
gewesen", gestand Franz-Pohlmann. Trotz des Rückschlags hatte der FF USV jedoch
engagiert weitergespielt. „Und das macht mich mit Blick auf die Zukunft sehr
zuversichtlich", sagte der Münsterländer abschließend.
Sein Münchener Trainerkollege Thomas Wörle blickte
hingegen selbstkritisch mit gemischten Gefühlen auf das Gastspiel im Paradies
zurück. Dass es bis zur Halbzeit noch torlos stand, sei zusätzliche Motivation
für den FF USV gewesen und hätte das Spiel in der zweiten Halbzeit nur noch
schwieriger für seine Elf gemacht: „Damit baust du den Gegner auf", resümierte
der FCB-Meistertrainer den ersten Durchgang. Über die vollen neunzig Minuten
habe er aber insgesamt seine Mannschaft als die „dominante und kontrollierende"
gesehen, so Wörle, so dass am Ende drei verdiente Punkte für die Meisterfrauen des
FCB zu Buche stehen.
Die Statistik zum Spiel :
Tor : 0:1 Vivianne Miedema (69.)
FF USV Jena : Odeurs - Melhado, Sedlácková (80. Breitenbach), J. Arnold (MK) - Hausicke, Graser (61. Rieke), Heinze, Silva - Vonková, Hearn, Rudelic (86. Weiß)
FC Bayern München : Korpela - van der Gragt, Schnaderbeck, Berge - Iwabuchi (55. Evans), Lewandowski, Leupolz, Behringer (MK) - Faißt, Miedema (83. Rolser), Däbritz (89. Wenninger)
Zuschauer : 753
Schiedsrichterin : Christine Baitinger (Friesenheim)
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