350 erwartungsvolle Fans waren zum Grand-Finale ins Stadion "Am Steg" gepilgert. Der Druck, die Chance für den direkten Aufstieg mit "NUR" einem weiteren Heimsieg zu nutzen, saß vor und während der 90 Minuten wie ein fetter Kloß in der Brust.
Und es kam, wie es nicht kommen sollte: Der Gast aus Unterwellenborn erzielte durch Ron Kovallek bereits nach 17 Minuten die Führung. Herzlich willkommen in der schmerzhaften Realität des Fußballs!
Dann folgten erste Minuten der Erlösung. Aus Erfurt machte der 0-1 Rückstand vom Kontrahenten Altenburg schnell die Runde. Als drei Minuten später Andy Kaiser aus einem unübersehbaren Gewühl den Ball ins Gäste-Tor bugsierte, entlud sich zum ersten Mal im Spiel die Anspannung in einen Riesenjubel.
Die Freude währte allerdings nicht lange. Altenburg drehte in Erfurt das Spiel bis zur Pause in einen klaren 4-1 Vorsprung. Das Siegtor musste nun her, aber auf dem Feld sah es zu diesem Zeitpunkt gar nicht so aus. Unterwellenborn spielte beherzt und verbissen weiter, kam zu Chancen und ließ zweimal den Atem stocken. FV Gera Süd fand nicht zu seinem konstruktiven Spiel. Ungenaue Zuspiele, verspringende Bälle waren ein Indiz für den Druck, der auf dem Team lag. Wieder war es Torwart Robert Thieme, der als Einziger die benötigte Ruhe ausstrahlen konnte und seinen Kasten "sauber" hielt. Und das war so wichtig für das gesamte Team!
In der Pause machte sich der Kloß wieder ungewollt bemerkbar. Eine knisternde Atmosphäre lag über dem Stadion. Als vorerst aus organisatorischen Gründen der Meisterpokal das Stadion erreichte, wurde das zusätzlich als schlechtes Omen gewertet. Aus der Kabine des ambitionierten Staffelsiegers drangen die aufrüttelnden und lauten Worte von Udo Korn. Was konnten sie bewirken?
Die zweite Hälfte sah zu Beginn dann doch etwas lockerer aus. Die Mannschaft kämpfte um jeden Ball, erlangte das Übergewicht im Mittelfeld und nahm jeden Zweikampf an. Doch der Gast spielte (in dieser Situation fast unverständlich) engagiert weiter mit und dachte nicht daran, hier die Beine hochzulegen. Immer wieder zwischendurch die Frage nach Erfurt, doch hier schien das Spiel entschieden.
Der Blick ging zurück auf das Spielfeld: Steven Obst störte erfolgreich den Angriffsaufbau der Gäste im Mittelfeld, der Pass auf die rechte Seite, die präzise Flanke in den Strafraum. In seiner unverwechselbaren Art nahm sich Sten Lindner das Streitobjekt, schaute und schoss - das Tornetz wurde kurzzeitg "verbeult": TOOOR!. Das Stadion bebte. Jetzt fehlten noch 25 Minuten zum ganz großen Triumph.
Die Ruhe wollte einfach nicht einkehren. Das Spiel stand weiter auf Messers Schneide. Unterwellenborn wollte den Ausgleich. Irgendjemand hatte inzwischen schwere Steine an die Zeiger der Uhr gehängt. Es begann die Zeit des unerträglichen Countdowns bis zum Schlusspfiff. Noch zwei bis dreimal wurde dar Ball in unseren Strafraum gespielt. In der 75.Minute krachte im Gegenzug ein Schuss von Sten Lindner ans Dreiangel - Haare raufen. Unser Team spielte nun mit der zweiten Luft eines Siegers. Die Minuten wollten einfach nicht verstreichen. Zwischendurch klingelte zur Abwechslung wieder das Handy. Empor Erfurt hatte zur Aufholjagd angesetzt und verkürzte den Vorsprung mittlerweile auf 3-4. Auf dem Feld fand zu dieser Zeit kein Spiel mehr statt. Die Bälle wurden nach gewonnenen Zweikämpfen richtigerweise ins Aus oder weit nach vorn gespielt, wo sich die Offensivabteilung seit einiger Zeit aufgelöst hatte. Dann war die Zeit abgelaufen. Der Schiedsrichter wurde mit fragenden Blicken durchbohrt: Mensch, Pfeiff doch endlich ab! Ein Zweikampf an der Außenlinie und dann der erlösende Doppelpfiff!: JAAAA! JAAAA! - Das Stadion ging im Jubel unter. Als die Hymne "GLÜCK AUF" aus den Lautsprechern erklang und die Fahnen geschwenkt wurden, konnte jeder seinen persönlichen Emotionen freien Lauf lassen - WIR HABEN ES GESCHAFFT!
Ach so, da war doch noch der Kloß in der Brust. Dieser war irgendwann zum dicken Felsbrocken mutiert und landete irgendwo im Nirwana.