Im Porträt: Martina Klepsch |
...inszeniert den Geraer Frauen- und Mädchen-Fußball neu |
von Thomas Triemner (Bild und Text) |
Zurück auf den 22. August 2010 - Fototermin in Zwötzen: Ziemlich unschlüssig schienen die versammelten Kickerinnen der nunmehrigen Spielgemeinschaft Gera auf dem Rasen des Harnisch-Sportparks Zwötzen. Auf einer Seite sollten Mädels des 1.FC 03, auf der anderen die der BSG Wismut stehen; in der Mitte ihre Trainerin Martina Klepsch. Die Vereinschefs sprachen von ihr schon als Integrationsfigur. Erst recht ihr Team, und das wollte eigentlich lieber vermischt auf einem Mannschaftsfoto erscheinen. War das Stimmung oder Mache? Zweckoptimismus nach Monaten kräftigen Aderlasses mit dem Abstieg der 03er aus der Regionalliga und unvollständiger BSG-Elf? War es da inkonsequent, sich nicht ganz von den Fußball-Männern getrennt zu haben, denen man vermeintlich zu oft schon nur ein Anhängsel war? Martina Klepsch in der Zwickmühle: Immerhin war die SG ein Auffangbecken und gab Zeit zur Neuordnung. Auch zur Bewährung der Machos? Man sollte dran bleiben. Denn über Jahre spielten Geras Frauen in höheren Klassen als Thüringer Nummer 2 nach Jena. Wohin sollte dieses Experiment führen, mit dem die erste Halbserie als Zweiter der Verbandsliga abgeschlossen wurde? Längere Zeit war eher Stille um Unabhängigkeitsgedanken. Insider titulierten die SG ab und zu als verschworene „Klepsch-Bande“, wenn der nächste Streich gelang. Immerhin: Der Kreisfachausschuss berief Martina als zuständig für den Frauen- und Mädchenfußball. Aufwärts auf einer Karriereleiter??? Für Laufbahnen sorgt sie auch im beruflichen Alltag. Martina Klepsch (29) ist seit 2003 als gelernte Kauffrau für Bürokommunikation bei Zeitarbeiterfirmen beschäftigt. Mit dem Umzug von „Mondi“ nach Zwickau stieg sie zur Assistentin der Geschäftsleitung/Personaldisponentin auf; mitverantwortlich für Rekrutierungen. Berufsfußballerinnen sind da wohl nicht auf dem Markt. Als Kickerin musste man sich zu ihren Zeiten in hiesigen Breiten mit Beharrlichkeit durchdribbeln. Das tat Martina offenbar ganz natürlich als zweites Kind einer vom Fußball begeisterten Familie. Sie habe im Grunde das Laufen mit dem Ball am Fuß gelernt. Aber die Eltern ließen ihre sportlichen Mädels selbst über ihre sportlichen Wege entscheiden. Die jüngere Martina begann mit 6 beim Kraftsdorfer SV 03; setzte sich bei den Rüdersdorfer Jungen durch, bevor sie mit 13 zum TSV 1880 Gera-Zwötzen wechselte. Da war sie schnell für die 2.Frauenmannschaft gefragt; ging dennoch 1998 zum VfB Gera, spielte da zeitweise mit ihrer leichtathletisch ambitionierten Schwester Katja. Sie kehrte 2000 zurück zum TSV. Zwischendrin trat Martina für die U15-Thüringenauswahl an und hatte sie die Chance zum leistungsambitionierten Frauenfußball für USV Jena. Auf Anfrage von Dr.Riebel absolvierte sie Tests und bekam die Sportschule angeboten. „Körperlich, leistungsmäßig hätte das gut sein können. Aber ich habe den Schritt nicht gewagt. Vielleicht war es ja engstirnig.“, sagt sie jetzt und setzt hinzu, ein „Mama-Kind“ gewesen zu sein. Immer noch ist donnerstags „Mutti-Tag“. Die sozialen (An-)Bindungen an die Mannschaft und Freundinnen waren stark. Auch als Martina nach der 10. Klasse in Kraftsdorf keine Lehrstelle bekam. Sie machte erst einmal an Geras Fachoberschule in Sozialpädagogik weiter und praktizierte ein Jahr in Niederndorfs Kindergarten. Sportlich erlebte die antrittsschnelle Technikerin im zentralen Mittelfeld und spätere Libera, wie sich ihr TSV vier Mal gegen den Abstieg stemmte. Sie hat Gemeinschaft erfahren, Zusammengehörigkeitsgefühl und Härte. Sicher kommen davon Regiefähigkeiten, die jetzt wieder von Vorteil sind. Seit Dezember 2007 hat sie die C-Lizenz als Trainerin. Martina sieht, dass heute manch andere Jugendwerte dominieren. Aber „Miteinander“ ist Pflicht. Deshalb machen die Kickerinnen jetzt auch andere Dinge als Fußball; ob Squash für die Fitness oder Bowling zum Spaß. Frauenfußball in Gera ist (noch) frei von Kommerz. Das heißt aber, nicht ohne Leistungsanspruch. Wenn Frau nun doch weniger hinter den Männern zurückstehen und ihren FFC Gera gründen will, bedeutet das, mit der 1. Mannschaft weiter gut in derVerbandsliga mitzuhalten; die Struktur für eine Zweite zu schaffen; selbst gut ausgebildete Übungsleiter für den Nachwuchsbereich heran zu ziehen und in vielleicht fünf Jahren mit Unterbau in der Regionalliga anzutreten. Martina gibt zu, beinahe doch zu „blauäugig“ an gesamt-gersche Interessen für einen Frauenfußballclub herangegangen zu sein. Doch sie denkt, für eine mögliche Leitung mit Jörg Zemke, Oliver Möckel, Lutz Seiler und Veit Reimann beseelte Gleichgesinnte zu haben. Gesucht wird wohl noch eine FFC-Präsidentin. Zur Vereinsgründung (am 29. April 2011, 19 Uhr in Liebschwitz) bekommt die Geschichte des Geraer Frauenfußballs, maßgeblich von Martina Klepsch inszeniert, eine ganz neue Seite in der Sportchronik. |